Wasserstand in Lost Hills: es geht jetzt endlich los!
Vorgestern die Bauprüfung, aber die lief hier bei den durchorganisierten Amerikanern sowas von allglatt, dass man nichtmal darüber schreiben kann. Pünktlich, professionell, problemlos! Einzig anstrengend vielleicht der Signalton der Leinenstrecke: Jedesmal, wenn die Leine ok war, und das waren gefühlte dreißigtausend Stück in unserer Stunde dort, ertönte als Signalton die Alarmanlage eines Autos und man drehte sich hektisch nach allen Seiten und suchte! Und besonders positiv zu erwähnen vielleicht ein schönes Gespräch mit Peter an einem Tisch im Halbschatten und abseits des Gewusels, unser Senior, der mit seiner ruhigen Art ein Balsam ist.
Überhaupt fällt mir in diesem Jahr die Ruhe des Teams auf, abwartend und hochkonzentriert, aber eben auch mit der nötigen Gelassenheit, die Dinge erstmal auf sich zukommen zu lassen. Finde ich gut!
Nach der Anmeldung dann Mannschaftssitzung im angrenzenden Park mit ein, zwei Bieren von George auf seinen Sieg beim Sierra Cup. Ein gutes Stündchen dort, dann brachen wir die Runde ab oder besser verlegten sie zum Mexikaner, zum ersten Mal bei der WM mit den allen sechzehn Leuten des Teams an einem Tisch!
Der Morgen danach dann für mich frei. Die Männer fuhren ins Gelände, wollten Motorräder reparieren und anderen wichtige Aufgaben, George und Peter nicht unbedingt fliegen, aber von Franky munkelt man, er habe gestern über 70 Starts gemacht!
Ich selbst also im Motel, ein bisschen Sofa quasi und Seelenpflege, auch einen möglichen zweiten Ausflug am Reservetag wollte ich vorbereiten, obwohl der noch unklar ist, da an jenem Reservetag am Montag nachmittags auf dem Acker zum Freibier eingeladen ist. Das Doppelangebot ruft laut nach Güterabwägung, wieviel Ausflug und wieviel Acker wohl Balance treffen. Ich selbst würde gern noch einmal an den Pazifik, sein Glitzern mitnehmen in die Wintermonate des Jahres, aber ein Bier mit allen Teilnehmern, es müssen über zweihundert sein!, klingt auch nicht schlecht. Wir werden sehen.
Zur Mittagszeit war zum Lady‘s Tea geladen. Unsere fünf deutschen, Angelika, Veronika, Ilka, Sabine und ich, alle im blauen Team Shirt, also eher rustikal, und Angelika fiel sofort auf, dass wir die Hüte vergessen hatten, denn durch die Scheibe schon vor dem Eintreten sahen wir: dort sitzt man nur behütet! Auch waren die Damen der anderen Nationen sehr in Schale, mit Blüschen und mit Röckchen, was ging denn da ab?!
Doch Brigitte Brooks und Jenna van Nest nahmen uns beim Empfang in ihren großen Arm und statteten uns auch gleich mit Hüten aus, die auf einem Tisch für uns auslagen. Jede Dame hatte dort einen bekommen, möglichst immer passend zum Outfit, bei uns fünf blauen Damen also gar nicht so leicht, erst recht nicht, weil wir überpünktlich um 11:30 Uhr trotzdem die letzten waren. Und so versuchten wir, die letzten Hüte irgendwie mit Lippenstift und Nagellack abzustimmen.
Serviert wurde dann auf goldenem Plastikgeschirr viel Selbstgebackenes, leider hauptsächlich süß, nicht herzhaft und auch kein Weinchen oder so dazu. Aber dafür eine tolle Verlosungen, von Selbstgemachtem und dem Nationenquilt zum Beispiel, das Jenna organisiert hatte und das auch ein deutsches Motiv ziert. Anecke Breemann wollte es unbedingt, sagte sie mir vor der Ziehung, und ich nur Ich doch auch! Ich doch auch! Und wie freute sie sich, als tatsächlich ihre Schwägerin es neben ihr gewann und Anecke gleich schenkte. Eine Erinnerung der ganz besonderen Art, sagte sie und wiederholte das, als wir sie abends zusammen mit Cenny noch im Denny‘s trafen.
Auch Entertainment war zum Tea geladen, Ironman Phil Mitchell versuchte als Crocodile Dundee mit herrlich australischem Dialekt die Damen zu unterhalten. Er stellte uns die zehn gefährlichsten Tiere der Welt und auch gleich Australiens vor und holte sie als Gummitiere aus einem mitgebrachten Jutesack. Dann ein australisches Gedicht, das wenig zu verstehen war, aber durch Komik aufgefangen wurde, erst recht, weil ich als nicht ganz freiwillige Helferin ihm einen Sahnebart rasieren musste. Worum es wirklich ging in jenem Sketch war nicht ganz klar, auch mir nicht, das gebe ich ja zu, obwohl ich Phil seit zwanzig Jahren kenne und eigentlich auch den Akzent down under. Aber gelacht haben die gut behüteten 70 Damen alle herzlich!
Zuhause im Motel dann wir fünf deutsche Frauen und zwei Flaschen pseudomexikanischer Sekt, gut gekühlt auch wirklich gut zu trinken, und danach ruhen, schlafen, lesen, jeder wie er wollte, und ich lag wach im Bett. Griff zum IPad, zum Buch, zum Phone und legte alles wieder weg, bevor ich’s wieder raus holte. Vielleicht sollte der Wettbewerb jetzt einfach endlich anfangen.
Heute mit Eröffnungsfeier und Team Manager Besprechung zum Beispiel, morgen F1A. Wir sind bereit! Lasst die Spiele beginnen!
Das Wetter soll übrigens nicht unbedingt stabil bleiben. Tatsächlich spricht man von Regentropfen heute, die gar nicht unwillkommen wären bei dem ganzen Staub. Doch klingt das mir zumindest hier in der Ebene eher unwahrscheinlich. Aber von mehr Wind und Wolken redet man, und das kann sein. Da wird das in den letzten Tagen durchgeführte Training schon wieder fraglich. Morgens, nachts und abends ist es aber deutlich wärmer als die ersten Tage und tagsüber nicht ganz so heiß. Diese Schere scheint sich gerade also etwas zu schließen. Wir warten es mal ab.