Guten Morgen aus Szentes
Ob der Morgen wirklich gut wird, war schon morgens um 4:40 Uhr beim Aufstehen zu bezweifeln, denn in dem hohen Baum vor dem Hotelfenster war schon reichlich Geraschel, der Wind also längst wach. Das Hotel in Hódmezővásárhely (wer’s aussprechen kann, bekommt ein Bier) sehr sauber und komfortabel, vor allem gut gekühlt, was bei über 40 Grad draussen überlebenswichtig scheint. Silz, Geys und Michael und ich sind in diesem Hotel, der Rest des Teams ist über 30 oder 40 km verteilt, was sehr schade ist, da gerade die gemeinsame Unterkunft bei den großen Meisterschaften einen Teil des Flairs im Team ausmacht.
Dafür das gesamte Amerikanische Team in unserem Hotel, die Australier bei unseren anderen deutschen Teamkollegen, so dass trotzdem der Internationale Freifluggefühl aufkommt.
Um 7 startete die erste Runde im Weltcup, und die Windfahnen um die Zeit schon waagerecht. Über 80 B Flieger sollen da sein, 110 in A, Aushänge sind da, aber ich schleppe mich noch mit einer Erkältung herum, die den Weg zu den Anzeigen zu weit erscheinen lässt. Heute morgen nahm ich mir vor, heute nicht zurück zu holen, ja auch nicht Zeit zu nehmen, so unfit fühlte ich mich. Aber ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich mit Glas und Laufschuhen (und grossem
Hut und Tasche mit Wasser, Taschentüchern, Telefon und Funkgerät) pünktlich zu Michaels Start an der Startstelle stand, weil der Probeflug schon nicht gebremst hatte und der Flieger noch immer im Gelände war. Er brauchte er meine ganze moralische Unterstützung und am besten eben auch mich irgendwo im Acker.
Und flog dann auch die geforderten 5 Minuten voll, das Rückholen weit und mühsam, Sonnenblumen, ein Kanal mit wenigen Übergängen, keine Räder oder Fahrräder erlaubt, und das Gelände damit nur gut, aber eben doch nicht ideal. Mit dem starken Wind zählt Andreas Gey 9km Rückholweg hin und zurück, und hört nach dem ersten Durchgang auf, obwohl der voll war. Aber die Wege sind zu weit, das Risiko für die Medello im Wind davon zu fliegen zu hoch.
Auch Bernd Silz hört auf. Der erste war nicht voll, auch Micha Sondhauß nicht in C, und Claus Peter Wächtler war gar nicht erst angetreten.
Im zweiten Durchgang also aus dem B Team nur noch Michael am Start, und auch der zweifelt arg überhaupt weiter zu machen, denn seine Funkbremse scheint nicht geladen, und der Kahn bremst nicht und fliegt bei dem Wind auf Nimmerwiedersehen. Aber manchmal braucht man eben auch Glück. Ein Slowene ruft gegen Ende des zweiten Durchgangs meine Nummer an, keine Ahnung, wo er die herhatte, der hatte Michas Modell gefunden und zwischen Kanal und Sonnenblumen abgelegt.
Fazit also im Moment: das Wetter ist unbrauchbar – Hitze und viel zu viel Wind. Die Wettbewerbsleitung sitzt das aus. Kaffee und kalte Getränke auf dem Gelände. Es könnte schlimmer sein.