7:49 Uhr morgens. Micha hüpft wie ein Flummi durch unsere Startstelle und macht jeden wahnsinnig mit Stühlerücken, Fahnezurechtziehen, Rückholplänen und seiner ersten Zigarre. . . Gib dem Mann doch mal jemand ein Modell in die Hand, damit er ruhiger wird! Ein Bier hat er da schon, aber er ließ eben seine eigene Modellbaubox zuhause, um sich ganz dem Team zu widmen und ist jetzt nervöser als alle anderen zusammen!
Doch erstmal zum Mond! Der leuchtete heute morgen zum Frühstück voll und satt am Himmel und wirft die Frage auf, ob man ihn in Deutschland wohl gerade genau so rund am Himmel seht. Er begleitete uns die ganze halbe Stunde Fahrt zum Gelände raus, und ich wollte unbedingt das 30ste Foto von ihm machen, am liebste vor so einem Ölbohrhammer, der sich in seinem fahlen Licht hebt und senkt, wie man es sonst nur aus Filmen kennt, der alte Denver Clan fällt mir da ein, denn die Gegend hier ist nicht nur von Obst sondern auch von Öl geprägt. Kilometerlange Felder mit einem Ölbohrhammer neben dem anderen. Ihre Beleuchtung nachts betrog schon Meissnest auf der Odyssee von LA hier hoch, als sie bei Taft auf das Tal sahen und dachten Eine Stadt an der nächsten!, dabei waren es die Ölfelder, ein Hammer neben dem nächsten. Ein gutes Bild von ihnen habe ich noch nicht, so gebe ich euch eins aus unserem Danny‘s Restaurant. Das kommt den echten aber ziemlich nahe, und der Spruch ist schön.
Auf dem Platz wird dann der Mond sehr schnell von der Sonne abgelöst, die die Szene in romantisches, weiches Licht zu tauchen scheint, dabei ist es nur der Staub, den die zig Autos im Gelände aufwirbeln, und der sich kaum wieder legt. Von den umliegenden Kies- und Gips- Unternehmen hat der Veranstalter Wasserfahrzeuge gemietet, die die Wege absprühen, denn der Staub legt sich in Belüftung und Kleidung. Auch unsere Nasen sind zu, die Zunge belegt.
Gestartet wird an kleinen blauen Püschelchen, die aus dem Boden sprießen wie Gras, tatsächlich aber sowas wie Besenborsten sein müssen, denke ich, was Neues eben. Gestoppt wird gegenseitig, egal wo, an welchem Püschelchen, und Sabine Meisnesst fragt ganz ernst und gar nicht mal zu Unrecht noch, ob es denn zumindest feste Durchgangszeiten gebe. Sie hat mittlerweile feste Schuhe an, hatte unseren Berichten von den Graspiekern doch nicht recht zugehört, denn sie suchte eine halbe Stunde lang die Grassamen aus ihren Socken, in denen sie mit Badelatschen ein Foto im Gelände machen wollte.
Dann geht der Durchgang los, und George fliegt direkt in die Sonne. Angelika und ich stoppen zu zweit. Sobald es wärmer ist, wir haben noch Mützen an, wollen wir eine Flasche Sekt vom Mexikaner öffnen, und George fliegt sicher voll. Peters Flug passt wie Arm auf Eimer, er liegt bei 4:02 Minuten unten. Genau der richtige Zeitpunkt, dass Ilka die Sektflasche in die aufgehende Sonne stellt! Und auch Andi fliegt voll, doch die Streamer gehen jetzt auf die Bäume.
Wir ziehen um. In einem der größten Gelände der Welt hatte man zweihundert Meter von der Obstplantage sie Startreihe aufgebaut. Zwar waren die Bäume im Rücken, aber war das wirklich nötig?
Wir fahren zur A Linie von gestern (warum nicht sofort?), und packen aus. Und dann doch wieder ein. Sind wir hier richtig?
Und anschliessend wieder aus. Man übt vielleicht noch, denken wir.
Im recht verspäteten zweiten fliegen George und Peter sicher voll, Andreas wartet lange, hat aber genug Zeit, warum also nicht. Und startet dann doch zu schnell, noch vor dem Wind, und man sieht es auch sofort, im Kraftflug fehlt etwas: die Ablösung. Franky wedelt noch mit Mick und Andi, und sie wedeln auch nicht schlecht. Doch reicht es nicht für vier Minuten. 18 Sekunden minus am Ende, und wir diskutieren mit Volker, dem das gestern auch zwei mal so passierte: zu spät geht fast immer, zu früh aber gar nicht!
Im dritten ist George sehr hoch, nicht weit, aber dick und sicher. Drei Minuten zu fliegen jetzt. Peter und Andreas maxen auch. Und gleiches oder ähnliches in Durchgang vier bis sechs. George und Peter sind im Stechen. Das ist für vier Uhr angesetzt, und ich liege eine gute
Stunde im Auto und döse vor mich hin, in Deutschland ist JETZT Schlafenszeit!
Viertelstunde vor dem F1B Fly Off, und es herrscht rechtes Chaos, weil nur Starten darf, wer vorher einem Zeitnehmer persönlich mit Gesicht, Anfassen und Namen aufschreiben am Organiser Truck vorzeigt, persönlich mit Ausrufezeichen! Danach werden alle noch eiliger und laufen zu ihren Böcken, weil die Minuten fliegen und weitere Verwirrung sich breit macht, weil „plötzlich“ alle von einer weißen Puschellinie starten sollen. Um 5 vor Stechen haben zusätzlich noch nicht alle Timer ihre Piloten gesucht oder gefunden und Christian Andrist ist noch ohne Zeitnehmer. Der Sportleiter selber stellt sich schliesslich an Uhr und Glas und schon kommt das Signal und auch fast sofort die gute Luft und die Männer, so dicht auf ihrer Puschellinie, werfen gefühlt alle gleichzeitig! George und Peter gehen auch, mitten in dem breiten Feld, und beide fliegen 6 Minuten! George ab 3min zwar nur in 50 Meter höhe, doch wie ein Schleicher schnüffelt das Modell und schafft es, und auch Rückholer Michael wedelt für Peter. Er stieg dafür sogar vom Moped.
Zu F1C hören wir von hinten aus dem Trainingsgeld von Volker, dass da nicht viele voll aussahen, aber wir wissen:
Micha Sondhauss schon, denn Andi und Angelika haben wunderbar für ihn gewedelt!!
Peter hat im 8min Stechen dann 6:10 (oder so etwa), George einen schlechten Start, sehr steil, eventuell sogar Berührung mit Angelikas Mark Gilad, den sie timte, und George schräppelt erst bis 3 min ziemlich rum, bis er dann steigt und 8min gut voll fliegt – erst bei 8:25 verschwand er hinter einem dicken Auto.
Micha Sondhauss dann mit etwas über 4 Minuten im 8 Minuten Stechen, obwohl wir mit den Andrists sicher sind, ihn viel länger gesehen zu haben, fast voll vielleicht, und Vater Andrist sah ihn im Glas sogar bis zum Boden.
Die weiteren Stechen aber sind verlegt auf morgen früh, da die Strömung Richtung Holloway Road geht, und das Licht wird auch immer weniger.
Der schönste Moment des Tages dann, wenn die Schatten lang werden, die trägen Stunden des Abends, so sanft, so kräftige Farben, die beste Belohnung. Wir fahren Richtung Bier. Bin total erschossen.