Wolfgang Gerlach berichtet detailiert über den A und den B Tag der Junioren Weltmeisterschaft in Pzardzhik. Der Bericht kann hier im THERMIKSENSE-Seitenformat angesehen werden.
„Die F1A-Junioren haben kollektiv versagt, unter teils dramatischen Umständen – die F1B Ladies mit ihrem Gentleman wurden dagegen Dritte.
Nils Finke & Wolfgang Gerlach sind erst am Sonntag angereist – der Flieger fliegt nur sonntags – da lief schon der Weltcup. So blieb am Montag nur wenig Zeit für Training, wegen Bauprüfung und Eröffnung. Aber es war erfolgreich.
Der Wolfe braucht den Nils nicht mehr zu betreuen, ein Blick auf die Drückerzeit am Timer reicht aus. Deshalb machte er den Funkdienst zu den Rückholern, mit Modellbeschreibung (Farbe, SLW unten, startet “jetzt“, fliegt in die und die Richtung, bremst über oder im Mais), halt das Übliche. So verbrachte ich die meiste Zeit im Sitzen mit Funki & Fernglas und konnte vom Geschehen auf dieser WM nicht viel mitbekommen.
Endlich werden wieder 7 Durchgänge geflogen und die 5er Regel abgeschafft.
F1A , Dienstag, 7. Aug
Beginn 8 Uhr mit dem 1.DG. Recht windstill, Startstellen aufgebaut. 10 min Verspätung für den Beginn. Nils Probestart mit dem „Grünen“: Schnurriss!
Nils (16) geht als erster, einige schleppen im Vorfeld, noch ist keiner in der Luft. Micha Jäckel: „zieh!!“ — der Ring an der Hand reißt oben durch (Plastik 6mm, neu, am Muster mit 20kp getestet…), Looping, einmal Pumpen, liegt mit 142, das fängt schon gut an.
Dann kommt Carlos Lammersmann (9) mit Modell „R“, mal sehen, was er bringt. Modell bricht rechts aus in halber Höhe, enger Kreis, schlechter Flug, liegt mit 130.
Dann Stefan Richter (15), der Kreismeister. Toll, wie er das mit seinem Alter macht, und das schon etliche Jahre. Voll autark, ohne sich die Leine um die Füße zu wickeln – was in diesem Gelände ganz einfach wäre! – schleppt er auch auf dieser WM. Wind 2-3m/s, nach knapp einer halben Stunde macht er einen Superstart mit dem LDA, große Höhe, perfekter Übergang, sicher 4 Min, bremst sehr hoch.
Lautsprecherdurchsagen sind nicht zu verstehen, kein offizieller Durchgansbeginn, die Modelle gehen einfach hoch. Wechsel zu Startstelle 17, das ist ganz hinten.
Nils beim Anmelden im 5.DG, mit der 8cm-Rolle2.DG, Wind jetzt gut 3m/s. Nils mit dem kleinen „Dreier“ (Plan D.Sauter ), sehr thermikempfindlich – wenn sie denn da ist. Vermeintlich guter Moment, schöner Start, schöne Höhe, unschönes Saufen : 122 sek, Mahlzeit. Fremde Wedler haben das Modell in niedriger Höhe ziemlich verwirbelt und pumpen lassen.
Modell von Carlos stellt sich senkrecht, verliert aber beim Start den Rumpfdeckel und darf wiederholen: Voll.
Stefan kreist ganz hinten, der Wind geht wieder entlang der Startlinie. Mit dem Übergang kam sofort die Bremse, 28 sec, ein Schock für Stefan und Enrico, und für uns. Ein Zahnrad hat ein paar Zähne verloren, wie sich herausstellt.
3.DG : Nils mit dem kleineren „Grünen“. A bissle schneller gemacht, Schraube am LW ¼ U runter, weil es böiger geworden ist, ruppiger. Guter Start, gute Höhe, aber … abwarten, stabilisiert sich in der Höhe, wird gut.
Carlos mit dem SLW nach unten. Er dürfte der jüngste Teilnehmer sein, leider gibt es keine Altersstatistiken. An manchen Stellen im Gelände ist er grad mal doppelt so groß wie das Gras. Kai geht mit raus. Modell bricht links aus, rechts, geht in halber Höhe von der Leine: 96 sek.
Noch 20 min im 3.DG. Der Wind kommt jetzt ziemlich von Westen aus Richtung Hangar, er ist schwach, T=30°C, es heizt immer weiter, Ablösungen nur in engen Perioden. Große Wedelteams im Gelände, Micha mit festem Blick auf’s Tablet. Jetzt endlich gute Lautsprecherdurchsagen, wir sind ja auch an Startstelle 3, also 100m näher.
Stefan hat das Modell gewechselt und fliegt wieder voll nach gutem Start und perfektem Übergang.
Rätsel: der Durchgang wurde um 5 min verlängert, damit ein Israeli noch einen Re-flight machen kann. Nützt aber nix, es werden nur 168 sek. Anscheinend haben die Zeitnehmer, das Modell verwechselt. Was es nicht alles gibt, was nicht im Sporting Code steht!
Weiter im 4.DG mit Nils, der lange wartet bis Tablet-Micha den Start frei gibt. Große Höhe, braucht lange zum Bremsen, Bremse kommt etwas spät.
Carlos mit schlechtem Übergang, schafft aber das Max, genauso wie Stefan.
Jury-Chef Ian Kaynes geht durch die Reihen, ignoriert aber die augenscheinlichen Mängel (siehe extra Bericht im Heft 4 / 2018). An unserer Startstelle zwar 3 Zeitnehmer, aber welche sind die offiziellen? Kein Stativ weit und breit.
1 Std Mittagspause, die tut uns allen gut, besonders dem perfekten Rückhol-Team.
Im 5. macht Nils guten Start, aber die Luft ist schlecht, schon ziemlich tief, muss hochgewedelt werden. Bei Carlos war der Timer nicht eingeschaltet, fliegt einen Halbkreis und steckt. Ersatzmodell hat ziemlich gute Höhe, säuft aber mit 101 ab. Zwischendrin fliegt Stefan, rüber gekreist Richtung Hangar, erneut schöner Start, bremst aus großer Höhe.
An der jetzigen Startstelle ist immerhin 1 Stativ da.
6.DG : Nils kommt mit Modell zur Startstelle, klagt über Kopfweh, will zurück, was einzunehmen. „Komm, bleib da, geht ja schnell, mach gschwind den Start.“ Okay. Aber wieder muss gewedelt werden. Nils muss zur Modellkontrolle, der Kontrolleur steht bei Micha und passt auf. Nils macht Triathlon-Wedeln mit dem Team, sie schaffen es prima. Leine irgendwo im Gelände, die Rolle nicht zu finden, Hektik. Thomas geht mit zur Jury. „Opa, die Leine ist 8cm zu lang !!!!“. Katastrophe. Es war die 3. Leine, die beiden andern waren ja morgens schon kaputt. Diese war neu, mit 20 kp getestet, bei der Bauprüfung 10cm gekürzt, aber im Wettbewerb an der offiziellen Meßstrecke nicht getestet worden, war MEIN Fehler, echt versäumt, natürlich noch nie zuvor passiert. Disqualifikation! Echt Sch…, aber das Kopfweh war weg.
Carlos fliegt wenige Meter über dem Boden noch 159. Stefan klinkt nach 2 Kreisen „sicher“ aus,….liegt nach 76 sek – fassungsloses Staunen, der Frust sitzt tief.
Der 7. bringt noch 2 Max , aber dem Nils (und mir!) ist die Lust vergangen.
F1B , Mittwoch, 8. Aug
10 min vor 8, Beginn des 1.DG. Windstill, 20°, Sonne, ideal zum Fliegen. Erneut an keiner Startstelle ein Stativ für die Zeitnehmer, aber sie haben schöne orangene Hemden an „Timekeeper“.
Der Wind hat schon aufgefrischt, geht quer Richtung Hangar am Kanal entlang Richtung Straße.
Kai Lammersmann, Enrico Richter, Stefan & Nils bereits im Gelände.
Tabea Wiesiolek fliegt sicher die 4 min, hat knapp am Kanal gebremst, es ist jetzt völlig windstill, dann kommt wieder eine kräftige Brise durch. Jetzt Sebastian Jäckel um 8:20, Wind hat aufgefrischt auf 2,5m/s. Wirft seitlich weg, Steigflug passt nicht, Micha schimpft, reicht aber für den Vollen, bremst in 5m Höhe. Stefan bringt das Modell zurück. Anna Wiesiolek fliegt auch schön voll, Wind jetzt quer über den Kanal.
Für den 2.DG wird die Startstelle verlegt, weil die USA’ler sich beschwert haben wegen der Kanalnähe. Verlegt aber nicht um 90°, nur 800m weiter nach Osten, parallel zum Kanal! Das hat eine halbe Std gedauert, es ist jetzt 9:30.
Tabea sicher voll, bremst aber erst nach über 8 min, aber noch vor der Straße. Sebastian macht erneut einen schlechten Start, es war ziemlich komisch grad mit Turbulenzen an der Startstelle, Ablösungen kurz vorher, startet mit Seitenwind, hängt sich auf, krebst in 30m rum und liegt mit 103. Nils bringt das Modell zurück.
Tabea zur Modellkontrolle, Thomas Wiesiolek hat die DQ vom Vortag im Hinterkopf, aber es ist alles okay!
An der Startstelle 3 Zeitnehmer, 1 Stativ, wird aber nicht benützt, obwohl die Modelle teils schwierig zu verfolgen sind. Kurz vor Ende des DG völlig windstill, ziemlich heiß geworden, Anna fliegt voll.
3.DG, die Zeitnehmer sind gehalten, das Aufziehen der Gummis und das Einhängen zu überwachen. Jetzt, fast am Ende bei der Startstelle 11, ist vom Lautsprecher fast nix mehr zu hören, der Wind völlig eingeschlafen. Alle 3 fliegen ihr Max.
10 min sind rum, Tabea steht noch, es wird schwieriger, den richtigen Moment am Tablet zu finden, und keiner startet, nach 20 min ist sie weg, schöner Steigflug, jetzt fällt sie – auauau – , hat aber noch dick gereicht. Zeitschalter kam wieder nicht pünktlich, erst nach 4 ½ min, die Ursache findet sich nicht.
Sebastian fliegt voll, aber kritisch, pumpt über dem Kanal in den Mais, genau das, was mit der Startstellen-Verlegung hätte vermieden werden sollen. Auch Anna fliegt in das einzige, aber riesengroße Maisfeld, es dauert, bis das Modell gefunden ist, Kai bringt es zurück, Thomas läuft entgegen.
„Noch 30 sek bis Durchgangsende… noch 20…, 10-9-8-…0 – Ende !“ , so kommen die Signale, Mittagspause.
Im 4. geht Tabea wieder als erste, die Zeitnehmer gehen nach dem Anmelden hoch bis zur Aufzugsmaschine. Tabea gestartet, sehr gute Höhe, über dem Kanal. Ein Zeitnehmer hält das Glas seitlich, um das Auge vor der Sonne zu schützen…. Ohne Fernglas kann ich das Modell schon lange nicht mehr erkennen, sind wohl doch schon arg schlecht, meine Augen. Nach 1 ½ min greift der andere ZN zum Glas, fuchtelt in der Gegend rum, hat das Modell aber sicher nicht im Blickfeld. Bremse kommt jetzt pünktlich, aber über dem Kanal, Kai fängt es auf.
Sebastian ist dran, zeigt das Modell, ZN geht mit, also diese Prozedur funktioniert so langsam. Superstart, aber nach dem Motorstopp bereits auch über unserem total geliebten Kanal, unsere Startstelle 1 ist die am nächsten liegende. Anna auch sicherer Steigflug, trotzdem zweifelt Thomas, große Höhe, bremst unmittelbar vor uns. Mittagspause bis halb Zwei.
5.DG, Tabea voll, anfangs kritisch, starker Wind, plötzlich gedreht Richtung Kanal, auch bei Sebastian. Anna macht einen schönen Start bei guten Bedingungen, Riesenhöhe,……liegt mit 125, Mist, großer Mist! So wie der abgesoffen ist, das Wedeln hat nix genützt.
6.DG, Tabea voll, nach 30 min. Sebastian auch durch, Jetzt Anna, Wind 4-5m/s, über den Kanal. ZN mit Ferngläsern, Stative ohne Einsatz. Wieder über den Kanal, große Höhe, bremst lang, hätte man mit Funk besser machen können.
Im 7. und letzten DG, Beginn um halb Vier, Flugzeit weiterhin 3 min? Oder 4? Keine Durchsage, die Teilnehmer fragen sich gegenseitig ab. Tabea muss jetzt voll fliegen, damit wir noch ein gutes Resultat kriegen. Himmel immer mehr bewölkt, auf der Nordseite ist der Horizont völlig im Dunst, da braut sich was zusammen.
Keine Ukrainer auf der WM , anscheinend wegen „verbands- internen“ Problemen.
Jetzt hat’s Tabea auch erwischt, abgesoffen mit 148, Mist und Tränen. Sebastian zerknallt beim Aufziehen einen Strang, dauert noch eine Weile. Zwischendrin geht Anna als Zweite, steht schon 10 min an der Startstelle draußen. Schöner Voller zum Abschluss.
Anfangs Zitterflug bei Sebastian, bremst aber hoch.
Das war die Junioren-WM 2018.
Sebastian liegt dick im Mais, natürlich hinter dem Kanal. Sie finden ihn nicht, ich gehe mit ihm selbst noch rüber ins Feld. Allein der Zugang ist eine Zumutung, endlich eine schmale Stelle zum rüberhupfen – Dornen, Äste, völliges Dickicht auf der Gegenseite, Blut fließt. Absolute Unverschämtheit, dass der Veranstalter da nicht vorgesorgt hat: keine Zugänge freigefräst, kein einziges Brett, der Übergang beim Hangar ist 400 bis 800 m weit weg.
Michael will Getränke rüberbringen, rutscht aus und steht drin, bei seiner Wirbelsäule total kritisch. Bis zur Hüfte in der Brühe, Birgit Jäckel will ihm helfen, steht dann auch bis zur Hüfte drin.
Nach über einer Stunde ist das Modell endlich da.
Super, das GER-Team ist Dritter!!“ -Wolfgang Gerlach