Freiflug bildet die Spitze des Fortschritts – wir fliegen vollautomatisch

Freiflug ist wohl die älteste Sparte des Modellflugs, aber sie steht an der Spitze des Fortschritts – siehe oben. Auch wurden viele der modernen Technologien über den Freiflug in den Modellflug eingeführt. Auf nationaler und internationaler Ebene findet man eine vitale Szene von engagierten Freifliegern, die weltumspannend auf über 40 Weltcup-Wettbewerben miteinander konkurrieren. Darüber hinaus finden jährlich im Wechsel Europa- und Weltmeisterschaften statt. Im Vorfeld werden in allen teilnehmenden Ländern Qualifikationswettbewerbe und nationale Meisterschaften geflogen.

Freiflug ist Spitze

Faszination Freiflug bedeutet:

  • Modelle entwerfen
  • mit modernen Technologien Modelle bauen
  • mit Wettergefühl und taktischem Einsatz im Freien fliegen
  • und dazu eine starke sportliche Komponente

Für erfolgreiches Abschneiden auf Freiflug-Wettbewerben braucht man mehr als ein Modell mit hoher Leistungsfähigkeit. Komplexe Taktik gehört genauso dazu wie ein Spektrum von Fähigkeiten, das breiter ist als in vielen anderen Sportarten. Die Wettbewerber müssen nicht nur Leistungsmodelle entwerfen und bauen, sondern auch das Flugverhalten trimmen können. In der Wettbewerbsphase werden dann Kenntnisse in der Mikro-Meteorologie gefordert, um die Thermik für den Start des Modells zu lokalisieren. Denn in einem kräftigen Abwind schaffen selbst die allerbesten Modelle nicht die geforderte Maximalflugzeit. Zur richtigen Taktik gehört auch, die Leistungsfähigkeit der anderen Modelle und der anderen Wettbewerber einschätzen zu können und sein Verhalten daran auszurichten.

Besonders eindrucksvoll sind jene Flüge von Freiflugmodellen, bei denen man meint, ein Pilot sei an Bord. Die Modelle fliegen weder immer gerade aus, noch konstante Kreise. Vielmehr kreisen die Modelle enger sobald sie Thermik gefunden haben, um diese besser nutzen zu können, oder gehen „auf Strecke“, wenn sie in ein Abwindfeld geraten. Dies ist nun weder Zufall noch Magie, sondern das Ergebnis von aerodynamischen Prinzipen, die so in der Konstruktion und Trimmung des Modells umgesetzt werden, dass das gewünschte Flugverhalten erzielt wird.

Oder wie ein Amerikaner zusammenfasste:

„Outdoor-Sports with built-in Satisfaction“

Die Vielfalt der Freiflug-Modelle und die Geschichte des Freiflugs finden Sie auf den nachfolgenden Seiten.

Wenn Sie sich diesen Sport mal ansehen wollen, hier finden Sie die Termine

Den sportlich-organisatorische Rahmen bildet der Deutsche Aeroclub www.daec.de/ mit seiner Sportfachgruppe Modellflug www.modellflugimdaec.de/ und die Internationale Luftsport-Vereinigung Fédération Aéronautique Internationale FAI www.fai.org/ mit ihrem Modellflugunterausschuss CIAM www.fai.org/commission/ciam.

Die Informationsquelle für den deutschsprachigen Raum ist die

Erst flogen die Modelle, dann der Mensch

Der Freiflug war an der Entwicklung der Luftfahrt maßgeblich beteiligt: erst flogen die Modelle, dann der Mensch. Wolf Hirth, einer der großen deutschen Segelflugpioniere, sagte es so:

„Modellflug ist kein Broterwerb, aber für den technisch eingestellten Menschen unserer Tage schön und so beglückend wie Musik für den Gefühlsmenschen früherer Zeiten“.

Wie anders wäre es schon zu erklären, dass sich viele über Jahrzehnte, ja vielleicht ein Leben lang mit dem Freiflug beschäftigen. Und das, ohne an großartigen Wettbewerben teilzunehmen oder unbedingt Titel und Auszeichnungen zu erringen. Sie sind einfach von der Möglichkeit fasziniert, Flugobjekte zu entwickeln, zu bauen und im Flug zu erproben. 1848 fing es mit dem Engländer Stringfellow an. Er baute ein freifliegendes Motorflugmodell, welches er von einer Startrampe in einer Halle startete. Es flog im freien Flug ca. 40 m. Die technischen Daten waren beachtlich: Spannweite 3,00 m, Flügeltiefe 60 cm, Profil leicht gewölbt, Antrieb war eine winzige Dampfmaschine mit einer 4-Blatt-Luftschraube von ca. 40 cm Durchmesser. Das Gesamtgewicht betrug 4 kg.

Der wirkliche Beginn des Freifluges war 1871. Der geniale Franzose Alphonse Penaud entwickelte ein freifliegendes Gummimotormodell, zum Teil mit aerodynamischen Merkmalen, die heute noch gültig sind. Sein Flugmodell hatte neben dem Tragflügel noch eine Stabilisierungsflosse, seinerzeit Penaud-Steuer genannt. Es entspricht unserem heutigen Höhenleitwerk. Außerdem schränkte er die Tragflügelenden negativ, um den Flug zu stabilisieren. Sensationell für die damalige Zeit und wegweisend für die Entwicklung der gesamten Luftfahrt. Die technischen Daten: Spannweite 48 cm, Flügeltiefe 11 cm, Länge 50 cm, Antrieb Gummimotor, Gummigewicht 5 g, Gesamtgewicht 16 g. Wir würden dieses Modell heute als Saalflugmodell bezeichnen. Penaud startete das Modell aus der Hand und es flog in ca. 13 sec eine Strecke von 60 m. Penaud erhielt auf seine Konstruktion ein Patent und führte sein Flugmodell den gelehrten Mitgliedern der Gesellschaft für Luftschifffahrt in Paris vor. Keiner der anwesenden Gelehrten erkannt die Bedeutung dieses historischen Augenblicks. Das freifliegende Flugmodell überraschte durch seine stabilen Flüge. Die gelehrten Herren betrachteten die Flugvorführungen nur als Spielereien eines Phantasten und mit ihrer akademischen Würde nicht vereinbar.

 

Penaud hatte mit seiner Beobachtungsgabe und seinem Verstand folgend das erste wirklich stabil fliegende und angetriebene Flugobjekt entwickelt. Doch er war seiner Zeit so weit voraus, dass ihn keiner verstand. Er starb in tiefer Verzweiflung. Einige Jahre später, 1877, gelangen dem Klavierbauer Wilhelm Kreß aus Wien ebenfalls Flüge mit freifliegenden Modellen. Sie waren auch mit einem Gummimotor angetrieben. Die „echten“ Flugzeuge Flieger waren einige Jahre später dran. Otto Lilienthals erste Gleitflüge waren 1891, der erste Motorflug der Gebrüder Wright war 1903 (übrigens in 12 sec 53 m).

Als der Engländer Sir Charles Wakefield 1927 einen Wanderpreis für einen internationalen Wettbewerb für Freiflugmodelle stiftete, begann die Wettbewerbsgeschichte des Freiflugs. Bis 1937 war dieser Wettbewerb eine ausschließlich anglo-amerikanische Angelegenheit. In den 30er Jahren nahm der Freiflug in Deutschland einen gewaltigen Aufschwung. Besonders zu erwähnen sind die aerodynamischen Arbeiten des Physikers F.W. Schmitz, der erstmals gründlich die strömungstechnischen Probleme des Freiflugs im Bereich niedriger Reynoldscher Zahlen (Re = 20 000 bis 200 000) untersuchte. Der Krieg unterbrach dann alle Aktivitäten. Mit Kriegsende wurde von den Alliierten sämtliche fliegerischen Tätigkeiten untersagt. Mitte der 50er Jahre ging es wieder richtig los. Die deutschen Freiflieger durften wieder international starten und auch internationale Wettbewerber veranstalten. 1955 wurde Gustav Sämann Wakefield-Weltmeister und Rudolf Lindner Weltmeister in A2. Matthias Hirschel gewann die Weltmeisterschaft in F1A 1967. Weitere Wakefield-Weltmeister aus Ost- und Westdeutschland waren Joachim Löffler (1963 und 1973), Albrecht Oschatz (1969), Lothar Döring (1981 und 1983) und Reiner Hofsäss (1985). F1C-Weltmeister wurden Hans Seelig und Franz Baumann.

(Hans Feller, leicht gekürzt)

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